Warum ich meine Lipfiller aufgelöst habe

Vor ein paar Wochen habe ich mir die Filler in meinen Lippen auflösen lassen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Artikel schreibe, da das Thema sehr privat und gewissermaßen auch ein wenig delikat ist.
Dennoch denke ich, dass ich meine Erfahrungen teilen sollte, denn ich selbst wünschte mir, ich hätte all dies gewusst, bevor ich mich dafür entschieden hatte, bei meinen Lippen mit Hyaluronsäure nachzuhelfen.

Zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle sagen, dass ich es überhaupt nicht verurteile, wenn jemand versucht, sein Äußeres zu ändern. Ganz im Gegenteil – die Möglichkeiten der ästhetischen Medizin sind unheimlich groß, und wer unter einer schiefen Nase, abstehenden Ohren, tiefen Nasolabialfalten, Furchen auf der Stirn oder sonst einem Makel leidet, sollte nicht dafür verurteilt werden, wenn er ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und wenn sich jemand durch kleinere oder größere Schönheitskorrekturen besser fühlt und dadurch mehr Selbstbewusstein erlangt, habe ich dafür großes Verständnis.

Vor ungefähr drei Jahren habe ich mich zum ersten Mal damit beschäftigt, wie es denn wäre, einen volleren und sinnlicheren Mund zu haben. Meine Lippenform hat mir zwar immer gut gefallen, aber Lippenstifte, Lipliner und die zahlreichen Lip Plumper (von denen die meisten übrigens höllisch brennen) haben nie den gewünschten Effekt – nämlich eine voluminösere Lippe – gebracht. Und so habe ich mich nach langer Bedenkzeit entschieden, mit ein wenig Lip Filler nachzuhelfen.

Im Gegensatz zu Botox ist Hyaluronsäure ein natürlicher Stoff, der auch im Körper vorkommt und nach einer gewissen Zeit abgebaut wird. Normalerweise hält ein Filler in der Lippe bei der ersten Unterspritzung vier bis sechs Monate, und nach jeder weiteren Unterspritzung verlängert sich dieser Zeitraum um mehrere Monate. Der Körper bildet an den Stellen, in die injiziert wurde, ein eigenes Gewebe, weshalb die Lippe selbst nach Jahren des „Nicht-Spritzens“ nicht mehr in ihre ursprüngliche Form zurückfindet. Hinzu kommt, dass die Lippe von innen durch die zahlreichen Einstiche im Laufe der Zeit immer weiter vernabt.

Ingesamt habe ich meine Lippen seit April 2017 viermal mit Hyaluronsäure behandeln lassen. Es wurden jeweils 1 ml verwendet, die relativ gleichmäßig auf Unter- und Oberlippe verteilt wurden. Die erste Behandlung habe ich in einer großen Praxis in Düsseldorf vornehmen lassen, deren „Daily Business“ es ist, Lippen, Nasolabialfalten, Wangen etc. zu unterspritzen. Leider, leider wurden meine Lippen bei dieser ersten Behandlung derart schlecht gespritzt, dass sich im Lippenrot (also an der Stelle, an der die Lippen aufeinanderliegen) zahlreiche Knubbel gebildet haben.

Die folgenden drei Behandlungen ließ ich im Abstand von acht Monaten bei einer sehr erfahrenen Ärztin vornehmen, die alles Mögliche versucht hat, um die Unebenheiten in der Lippe irgendwie auszugleichen. Besagte Knoten, die deutlich tastbar waren und beim Bewegen der Lippen zum Vorschein kamen, haben sich dennoch immer weiter verkapselt und sind von alleine nicht kleiner geworden, geschweige denn verschwunden.

Die für mich schlimmste „Nebenwirkung“ des Aufspritzens war jedoch, dass sich die Filler im Laufe der Zeit verschoben haben. Dies ist etwas, was ich vorher noch nirgendwo gelesen oder gehört hatte, und keiner der Ärzte, die mich behandelt haben, hatten etwas davon erwähnt. Tatsächlich kann eine unterspritze Zone „wandern“, und gerade beim Mund, der jeden Tag sehr viel bewegt wird, ist es anscheinend nicht unüblich, dass die Hyaluronsäure irgendwann im Philtrum (den Teil oberhalb der Lippe) landet. Dies hatte zur Folge, dass der Bereich zwischen Nase und Oberlippe von der Hyaluronsäure irgendwie „heruntergezogen“ wurde und sich nach vorne wölbte, weswegen mein Mund besonders von der Seite immer mehr wie ein Schnabel und damit auch sehr künstlich aussah. Wenn ich dies vorher gewusst hätte, und vor allem Dingen wie schmerzhaft das Auflösen ist, hätte ich mir wahrscheinlich niemals die Lippen aufspritzen lassen.

Da die letzte Unterspritzung mehr als acht Monate her war, hatte ich grosse Hoffnung, dass der Körper die Hyaluronsäure früher oder später verstoffwechseln würde und die „Entenschnute“, wie ich sie gerne genannt habe, bald Vergangenheit wäre. Aber die Filler saßen derart tief im Gewebe, dass ich keine andere Wahl hatte, als sie beim Arzt auflösen zu lassen. Mit einem Enzym names Hylase (Hyaluronidase), welches direkt in die Hyaluronsäure injiziert wird, lassen sich die Filler auflösen.

Trotz Betäubung hat dieser Vorgang, den ich aufgrund der fest sitzenden Knubbel zweimal durchführen lassen musste, enorm weh getan. Normalerweise habe ich keine Angst vor Nadeln, aber der Arzt hat mich alleine bei der ersten Behandlung insgesamt 25mal in die Oberlippe und das Philtrum gepiekst, was mir Tränen in die Augen getrieben hat und eine Woche lang für blaue Flecken sorgte.

Und wie sieht die Lippe jetzt aus? Entgegen aller Befürchtungen sieht sie weder „ausgesaugt“, leer oder gar faltig aus. Die Haut hat sich innerhalb weniger Tage zurückgebildet, und der störende sehr lange Teil oberhalb der Lippe ist auch wieder deutlich kürzer geworden. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und bereue es nicht, ihn gegangen zu sein. Es ist zwar noch ein bisschen von der Hyaluronsäure übrig, aber eine dritte Behandlung zum Auflösen werde ich nicht mehr machen. Ob ich mir nochmal die Lippen aufspritzen lasse? Momentan denke ich eher nicht, aber man soll ja niemals nie sagen.